Unsere Schützengesellschaft in den Jahren 1947 - 2002
Chronologie der Ereignisse
1947
Am 6. Januar findet im Gasthof Schütte „eine Versammlung der ehemaligen Schützengesellschaft“ statt. Da die von der Militärregierung als paramilitärisch eingeschätzten Schützenvereine verboten sind, beschließen die Anwesenden den Anschluss der ehemaligen Schützengesellschaft an die Sebastian-Bruderschaft. Es wird ein provisorischer Schützenvorstand gebildet mit Josef Feldmann-Hömberg an der Spitze und Wilhelm Feldmann (Strickerei) als seinem Stellvertreter.
Ihre Aufgabe ist es, ein Schützenfest vorzubereiten, obwohl infolge der Kriegseinwirkungen eine Halle nicht mehr zur Verfügung steht. Bei dem Besuch der Schützenfeste in Fredeburg und Bremke trifft man auf Verleiher, die bereit sind, den Oberkirchenern ihre Lakenzelte gegen Übereignung von Brettern bzw. Strümpfe für die Schützenfesttage zu überlassen. Trotz der widrigen wirtschaftlichen Umstände entschließt man sich, in diesem Jahr erstmals wieder ein allgemeines Schützenfest zu feiern: die Beschaffung eines Zeltes – die Schützenhalle war am 3. April 1945 bis auf die Grundmauern niedergebrannt – und die Beschaffung von Starkbier stellen bei der Organisation des Festes die größten Schwierigkeiten dar. Es ist vor allem Wilhelm Feldmann – damals Mitglied des Vorstandes, später Vorsitzender des Vereins – zu verdanken, dass das Schützenfest gefeiert werden kann. In diesem Zusammenhang sind besonders die Kompensationsgeschäfte Wilhelm Feldmanns zu nennen. Für 13 hl Starkbier, die dann am Samstag und Montag des Schützenfestes den Vereinsmitgliedern gegen Gutscheine „zur Verfügung stehen“, müssen vier Pakete Strümpfe an die Union - Brauerei in Dortmund geliefert werden. Das gut vorbereitete Tauschgeschäft droht kurz vor dem Schützenfest fast zu misslingen, als Wilhelm Feldmann und Willi Schran den Vertretern der Brauerei in Dortmund ihre Tauschware – die Strümpfe – nicht aushändigen können: die vier Pakete waren von den Oberkirchener Handlungsreisenden schlichtweg vergessen worden! Nicht zu Hause vergessen wird auf dem Schützenfest, an dem 225 Schützen und 15 Ehrenmitglieder teilnehmen, der spezielle „Balkenbrand“, der von vielen Oberkirchenern – in Aktentaschen transportiert, weil das „Schwarzbrennen“ verboten ist – zu den Festveranstaltungen mitgebracht wird.
1948
Die Schützengesellschaft beginnt auf der Feldmanns Wiese mit dem Bau der zweiten massiven Halle. Die „1- und 2-Kuhhalter“ versorgen die Bauarbeiter mit Butter, während die Bauern „die Sorge für Korn, Kartoffeln und Fleisch übernehmen“. Beträchtliche Holz- und Geldspenden, die Arbeitsleistungen der Mitglieder und vornehmlich das strenge Eingreifen Heinrich Klaukes als Chef des Arbeitsausschusses, dem auch Wilhelm Mergheim, Theodor Föster, Josef Schütte, Karl Henneke und Karl-Josef („Kajo“) Henke angehören, tragen dazu bei, dass schon am 30. August das Richtfest gefeiert werden kann. Da die Erbauer der zweiten Halle keine baupolizeiliche Genehmigung eingeholt hatten, kommt es in den 50-er Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen mit dem Kreisbauamt. Dieses bemängelt vor allen Dingen die Dachbinderkonstruktion. Obwohl im Zuge der kritischen Anmahnungen seitens des Kreisbauamtes Verbesserungen an der Schützenhalle vorgenommen werden, ist die Benutzung derselben der Schützengesellschaft in den 50-er Jahren teilweise untersagt: zuletzt wird die behördliche Genehmigung der Hallenbenutzung abhängig gemacht von einer persönlichen Haftung der Vorstandsmitglieder für alle eventuell auftretenden Schadensfälle.
1953
Das Fest der „Heiligen drei Könige“ ist aufgrund eines Beschlusses der nordrhein-westfälischen Landesregierung kein gesetzlicher Feiertag mehr. Aus diesem Grund findet die Generalversammlung erstmals am Sonntag nach dem Dreikönigstag statt. Diese folgt dem Antrag von Heinrich Klauke, den „Schluß der Feier am Schützenfest-Samstag von 10 Uhr auf 11 Uhr zu verlegen“.
1960
Die Architekten Sander und Richter (Schmallenberg) erläutern am 10. Januar im großen Saal des Gasthofs Schütte den 124 anwesenden Vereinsmitgliedern das Modell der künftigen Mehrzweckhalle. Zugleich wird ein Bau- und Finanzausschuss gebildet und beschlossen, dass das Bauvorhaben „etappenweise“ – je nach Liquidität der Schützengesellschaft – ausgeführt werden soll. Weiterhin kommt man überein, den „Startschuss“ zum Neubau zu geben, wenn ein Mindest-Anfangskapital von 30.000,- DM vorhanden ist. Die Frage nach dem Standort der neuen Halle ist zu diesem Zeitpunkt bereits geklärt: nachdem anfangs das Grundstück hinter der Kath. Volksschule in Aussicht genommen wird, entscheidet man sich letztlich für die Hömbergs große Wiese, da sie gegenüber dem erstgenannten Grundstück eine großzügigere Planung der Halle ermöglicht.
1963
Nach dem Karnevalsfest am 3. Februar wird die alte, 1948 errichtete Schützenhalle von der Fa. Hoffmann aus Westfeld gegen Überlassung der Baumaterialien abgebrochen. Die „Peter und Paul-Versammlung“ muß deshalb in der Volksschule stattfinden. Hier erfahren die Schützenmitglieder, daß ab dem Schützenfest 1963 aus steuerrechtlichen Gründen kein „Freibier“ mehr ausgeschenkt werden soll. Eine mehr als 130jährige Tradition, die nur wenige Male kurz unterbrochen wurde, geht damit endgültig ihrem Ende entgegen.
Am 3. August wird die neue Mehrzweckhalle von Pastor Friedrich Schröer eingeweiht. Der Vorsitzende der Schützengesellschaft, Wilhelm Feldmann, bringt in seiner Rede das Selbstverständnis vieler Ortsbewohner zum Ausdruck, wenn er sagt: „Im Mittelpunkt des sauerländischen Dorfes steht das Gotteshaus. Ihm unmittelbar zur Seite steht die Bildungsstätte der Jugend, die Schule. Dazu kommt jetzt unsere Dorfhalle, die dem Gemeinschaftsleben des ganzen Dorfes dienen soll.“ Bei der Einweihung 1963 befindet sich die Halle noch im Rohbaustadium. Bis sie 1965 endgültig eingerichtet ist, werden ca. 380.000,- DM „verbaut“.
1965
Die Schützengesellschaft beschließt die Anschaffung von Schützenhüten.
1970
Der große Andrang, insbesondere an den Schützenfesttagen, macht den Bau einer zweiten Theke in der Schützenhalle erforderlich.
1979
Die Generalversammlung am 7. Januar muß in der Turnhalle der Kath. Volksschule stattfinden, da die Heizung in der Schützenhalle eingefroren ist.
Am 5. Mai feiert das Tambourcorps Oberkirchen unter Teilnahme von 10 befreundeten Corps sowie 4 Schützenvereinen sein 75jähriges Bestehen.
Der Verkehrsverein Oberkirchen betreibt seit dem 15. Juli in der Nähe der Schützenhalle eine kleine Freizeitanlage, deren Mittelpunkt eine Minigolfanlage mit 18 Bahnen bildet.
1982
Wegen großer Kälte findet die Generalversammlung am 10. Januar nicht in der Schützenhalle, sondern im Gasthof Schütte statt, wo – auf Vorschlag von Josef Gilsbach – auch in Zukunft die Jahresversammlungen abgehalten werden sollen. Eine Novität: An dieser Generalversammlung nimmt erstmals in der Vereinsgeschichte eine Schützenkönigin teil – Janette Kuipers, die mit ihrem Mann Peter aus Rotterdam angereist ist.
1986
Am 27. September lebt ein alter Brauch wieder auf, der Schnadezug. Um 7 Uhr wird die Dorfbevölkerung durch das Tambourcorps Oberkirchen geweckt, eine halbe Stunde später sind laute Böllerschüsse und festliches Glockengeläut zu hören. Nach einem kurzen Konzert des Musikvereins Oberkirchen enthüllt Josef Gilsbach für den Ausrichter, die Schützengesellschaft Oberkirchen, den Schnadestein. Nachdem die Jagdhornbläser Oberkirchen Signale gespielt haben, setzen sich etwa 300 Schnadezug-Teilnehmer in Bewegung. Über den Heidenstock, wo sie auf die Grenznachbarn aus Bad Berleburg treffen, laufen die Schnadegänger dann in Begleitung Oberkirchener Reiter weiter über Schanze und Grafschaft nach Schmallenberg. Am Schmallenberger Kurpark enthüllen Josef Gilsbach und Bürgermeister Otto Schulte den zweiten Gedenkstein.
Die schöne, neue Welt der modernen Computertechnik erobert auch den Traditionsverein: Dank Thomas Gerwens erfolgt die Erfassung und Verwaltung der Mitgliederdaten von nun per EDV.
1990
Auf der Generalversammlung am 7. Januar werden Satzungsänderungen beschlossen. U.a sollen künftig die Wahlen zum Vorstand, der Offiziere und Fähnriche auf drei Jahre verteilt werden. Darüber hinaus wird das Aufnahmealter von 18 auf 16 Jahre und das Vorstands-Wahlalter von 35 auf 28 Jahre herabgesetzt.
1992
Auf der Generalversammlung am 12. Januar ergibt sich eine hitzige Diskussion über die weitere Durchführung von Jugend-Discos. Umso mehr freut sich der 1. Vorsitzende, Josef Gilsbach, dass sich aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 23. Januar auch die jungen Schützenmitglieder im Gasthof Schütte mit herzlichen Glückwünschen einfinden.
Die Schützenhalle bekommt eine 90.000,- DM teure neue Heizungsanlage. Die Kosten wären noch höher gewesen, wenn nicht 11 Schützenmitglieder insgesamt rd. 500 Stunden freie Zeit geopfert hätten.
Der Schützenverein Berleburg erhält am 3. Juli eine neue Schützenfahne. Josef Gilsbach hat die ehrenvolle Aufgabe, die neue Fahne auf dem Schloßhof zu übergeben.
1993
Die Schützenstraße in Oberkirchen wird auf dem diesjährigen Schützenfest – spaßeshalber – in „Königsallee“ umbenannt, nachdem innerhalb von 10 Jahren drei Hallennachbarn (Theo und Wilhelm Hoffmann, Johannes Spiekermann) Schützenkönige werden.
1994
Die Generalversammlung ermächtigt den Vorstand, auf der Basis der von Johannes Spiekermann, Wilhelm Hoffmann und Paul Willi Hoffmann präsentierten Entwürfe den voraussichtlich rd. 300.000,- DM teuren Umbau der Schützenhalle in Angriff zu nehmen. Nachdem im November die Baugenehmigung erteilt wird, beginnen unter der Leitung von Helmut Mergheim die umfassenden Arbeiten zum Umbau und zur Sanierung des Eingangs- und Toilettenbereiches in der Schützenhalle. Zum Bauausschuß zählen ebenfalls Friedhelm Pape, Joachim Feldmann, Josef Gerwens, Heinz Droste und Berthold Hoffmann.
1996
Die Winkhauser Schützen, ihre Frauen und Gäste feiern seit 25 Jahren das vorschützenfestliche Fahnenfest. Sie dichten aus diesem Anlaß:
Das Fahnenfest wird erstmals 1972 gefeiert. Prompt wurde Franz-Josef Spiekermann (“Schepper”) Schützenkönig.
1999
Kurz vor dem diesjährigen Schützenfest kann die Renovierung der Küche in der Schützenhalle abgeschlossen werden.
Im Elternhaus des amtierenden Vizekönigs Thorsten Lingemann brennt es. Dabei geht auch die Geckkette verloren.
2002
Auf Initiative von Herbert Spiekermann und Franz Himmelreich tragen die ehemaligen Schützenkönige eine nette Summe zusammen und geben – rechtzeitig vor dem Jubiläumsschützenfest – eine Kaiserkette in Auftrag. Hubertus Dohle und Franz-Josef Kemper betätigen sich unterdessen als Spendensammler für einen neuen Schellenbaum, der bald schon wieder im Schützenzug – zwischen Tambourcorps und Blaskappelle – getragen werden soll.